Gott und 4 User

  • In der Hoffnung, dass ich es möglicherweise vor einigen Jahren schon vorausschauend geschafft hätte, meine alten Atari-Dateien zu migrieren, fand ich dies in der Ecke einer Festplatte:


    4 tote User im Himmel


    4 User treffen sich im Himmel in Gottes Wartessal. Einer ist ein Atari-, einer ein Amiga-, einer ein Macintosh- und der vierte ein PC-User. Gott ruft den Atari-User herein und fordert ihn auf, etwas über sein Leben zu erzählen. Der erzählt von den spannendsten Momenten in seinem Leben: Wie er seinen ersten Atari ST-Computer mit zitternden Händen ausgepackt hat, mit ihm tolle Sachen machte aber nie Software kaufte, weil er sich das nicht leisten konnte. Später sei er dann zu Macintosh gewechselt als diese bezahlbar geworden seien, habe aber irgendwann eine Familie gegründet und sei bis zu seinem plötzlichen Tod eben ein guter Vater gewesen.


    Gott nickt und bestellt als nächsten den Amiga-User ein. Der erzählt ihm, wie er mit 15 seinen ersten Amiga geschenkt bekam und fortan sagenhaft tolle Spiele mit umwerfender Grafik auf dem Supercomputer laufen gelassen habe. Irgendwann jedoch sei die Firma Commodore Pleite gegangen und er habe auf der Abendschule sein Abitur nachgemacht. Nach der Lehre zum Bankkaufmann habe er dann geheiratet, vier Kinder gezeugt und trotzdem noch seinen Golf GTI als Familienkarosse behalten. Bis kurz vor seinem Tode hätte er immer noch gehofft, dass der Amiga-Verein Recklinghausen die Firma aufkaufe und einen Amiga mit PowerPC herstellte.


    Gott nickt etwas gelangweilt und ruft den nächsten herein. Der Macintosh-User flezt sich auf Gottes Sofa und fängt an über seinen ersten kleinen knuddeligen Macintosh zu erzählen. 10.000 Mark habe er damals hingelegt, ob Gott sich das vorstellen könne? Ein Supergerät sei das gewesen, und diese ausgefeilten Programme! Bis ins kleinste Detail wären die Dinger programmiert gewesen. Er habe sich zwar einige Male über Apple geärgert, sei aber weitestgehend treu geblieben. Selbstredend habe er in seiner beruflichen Laufbahn zwar auf PC arbeiten müssen, aber man müsse schließlich von etwas leben, nicht? Vor 2 Jahren habe er sich dann statt des neuesten Power-Macs, der aber nur halb soviel Megahertz gehabt habe wie eine Intel-CPU, einen Porsche gekauft. Naja, und mit dem sei er aber nun leider gestern Obst pflücken gegangen. Sowas könne doch mal passieren, oder?


    Gott schaut skeptisch zur Tür und schickt den Macintosh-User hinaus. Als letztes betritt der PC-User Gottes Büro und erzählt seine Lebensgeschichte:
    "Also wie du ja sicherlich noch weißt, habe ich als einer der ersten damals einen PC gekauft. Wir hatten im Büro diese Dinger von Wang mit den grünen Monitoren. War echt ätzend. Und die waren nicht kompatibel. Genauso wenig wie diese ganzen anderen Kindergeräte Amiga, Atari, Macintosh und wie sie alle hießen. Als bald darauf der XT auf den Markt kam, hab ich mich zwar geärgert, weil der Atari 1MB RAM hatte, aber ich hatte ja ein gutes MS-DOS und Bill Gates sagte ja auch, mehr als 640KB braucht kein Mensch. Hat mich zwar tierisch abgenervt, dass der Amiga einen Farbmonitor hatte, aber mit meinem 286er hatte ich ne Festplatte und war kompatibel. Da konnten die anderen nur dumm aus der Wäsche schauen, sag ich dir. Die größte Herausforderung war ja, als ich mir diesen 24-Nadel-Drucker kaufte. Der kriegte zwar kein so gutes Schriftbild hin, wie der Atari mit seinen 8 MHz, aber nach 2 Wochen hatte ich dank der Hilfe eines Kollegen rausgekriegt, warum der erst gar nicht und dann immer nur eine Seite druckte. Mit der Erweiterungskarte konnte ich dann auch irgendwann eine Maus *und* ein Modem anschließen; da hatte die ewige Steckerwechselei ein Ende! Telix war damals ein saugeiles Terminalprogramm, sag ich dir. Dafür brauchte man auch keine Maus. Später, mit meinem 386er konnte man viel mehr machen; da gab es schon mehr Karten - wir haben damals während der RAM-Krise immer die kapputten Computer ausgeschlachtet und den Speicher an IBM verkauft. Clever ne? Es gab da auch Streit in der Firma, weil einige meinten, mit diesen kleinen Bildchen à la Macintosh und Atari mit den 3.5"-Disketten ließe sich viel einfacher arbeiten. Ich hab mich da neben den Chef gestellt und zu den anderen gesagt: 'Ihr sollt mit den Computern arbeiten und nicht spielen!' Das hat dann auch gesessen. Die murrten zwar, aber ich war der einzige, der MS-DOS konnte ...."


    Gott wendet ein: "Äh, wie war denn dein übriges Leben so ....?"


    "... und was sollte das überhaupt? Diese Spielzeugcomputer waren ja noch nicht mal kompatibel! Jedenfalls hab ich mich dann irgendwann mal von dem tollen 386er getrennt, weil diese supertolle Soundkarte von Soundmaster da nicht reinpaßte. Dafür hab ich mir dann den neuesten 486er mit 25 MHz gekauft. Ein Schweinegeld, sag ich dir, aber er hatte jede Menge Steckplätze frei, und die alten 256k-RAMs paßten auch noch rein. Ich sag dir - DOS raste nur so über den Bildschirm! Ja, da war sogar Windows 3.0 dabei. Ich hatte zwar anfangs Probleme, diese Icons in den Programm-Manager zu kriegen, aber diese Aufteilung in Programm- und Dateimanager fand ich nachher echt genial! Das ist Ordnung, und das ist bekanntlich das halbe Leben. Als ich die Beschleunigerkarte für 500 Mark dazu kaufte ..."


    "Ja, mein Sohn, aber was war ....?"


    "... r-a-s-e-n-d schnell, da konntest du gar nicht mehr so schnell gucken! Leider ging dann die Grafikkarte kapputt, aber das war auch gut so, denn es kam grad fast zeitgleich diese geile Grafikkarte von Vobis raus, wo man schon 16 Farben bekam! Echt, war wie ein nagelneuer Computer. Als dann Apple endlich mal Quicktime auf Windows portierte und 3.11 rauskam, lief das Ding echt wie geschmiert. Kaum noch Abstürze! Ich hab mir dann auf ner Tauschbörse mein MS-Works gegen ein Word für Windows gelöscht. Das Wörterbuch umfaßte 100.000 Wörter, kannst du dir das vorstellen? Ich hab dann ..."


    "Öh, könntest du vielleicht zum Punkt ...?", unterbricht ihn Gott.


    ".... als ich mir den ersten Pentium 75 kaufte, den 486er meinem Sohn gegeben für seine Spiele. Aufgemotzt hatten wir ihn ja schon ganz gut. Meinen 386er hatte ja schon mein Onkel bekommen, den 286er hatte ich meinem Kumpel gegeben, und der XT stand bei meiner Frau. Der Pentium war echt super; hatte ihm von Anfang an mehr RAM gegönnt und zusammen mit dem ersten PCI-Slot konnte man dann ....."

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